Bauernstuben

In den verschiedenen Landesteilen Schleswig-Holsteins entwickelten sich Sonderformen der bäuerlichen Wohnkultur. Hierbei waren nicht nur unterschiedliche Haustypen, sondern auch wirtschaftliche, klimatische und soziologische Voraussetzungen sowie das Vorhandensein bestimmter Materialien ausschlaggebend.

Von den Inseln und Halligen sowie vom nordfriesischen Festland sind mehrere Stuben in das Museum eingebaut. "Pesel" wurden die unbeheizbaren Festräume genannt. Kleinere Räume, die von der Küche her mit einem gusseisernen Ofen, dem "Bilegger" fernbeheizt werden konnten, heißen "Döns". Fast alle Stuben sind getäfelt und mit reichen Schnitzereien versehen und vermitteln damit einen Eindruck von der Kunstfertigkeit des Handwerks vor dem Industriezeitalter. Seit der Einfuhr niederländischer Waren im 18. Jahrhundert wurden Fliesenwände beliebt. Die wenigen Möbel waren wandfest: Bänke, Betten ("Alkoven") und Schränke. Reich geschmückte Räume dieser Art konnten sich nur begüterte Hofbesitzer und zu Wohlstand gelangte Seefahrer leisten.

Die Bürgerstube aus dem Neberschen Haus in Friedrichstadt an der Eider ist der einzige Innenraum aus der Gründungszeit von Friedrichstadt. Die Stadt wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Glaubensflüchtlingen angelegt, die die Flüsse Eider und Treene durch ein System von Grachten verbunden haben. Auch in der Architektur und in der Innenausstattung der Häuser war und ist der niederländische Einfluss unverkennbar. Der Raum aus dem Neberschen Haus ist streng gegliedert. Der schwarz-weiße Fliesenboden, steile Proportionen, ein durch große Fenster einfallendes Licht, ein steinerner Kamin, Delfter Fliesen aus dem 18. Jahrhundert prägen den vornehmen Raumeindruck.

Ein Bürgerzimmer aus Schleswig vermittelt den Wohn- und Einrichtungsgeschmack im 18. Jahrhundert. Die Holzpaneele, die Stuckdecke, die vergoldete Ledertapete, der große Fayenceofen und der Kronleuchter gehören zur originalen Ausstattung. Die dreiteilige Sitzbank im Stil des Rokoko, der Spiegel-Eckschrank, die Chippendale-Stühle, die aus dem Altonaer Rathaus stammen, wurden später hinzugefügt.