Das Pariser Zimmer
Von beeindruckender Wirkung ist die neogotische Aula des Hans-Christiansen-Hauses mit ihren großen, farbigen Lanzettfenstern und der geschnitzten Holzbalkendecke. Der Raum ist mit seiner dichten, feierlichen, fast sakralen Atmosphäre dem Geist des Historismus verpflichtet. Inmitten dieser Aula, in der heute Ausstellungseröffnungen, Lesungen, Konzerte und ähnliches stattfinden, hat das "Niederdeutsche Zimmer" Heinrich Sauermanns, das dieser im offiziellen Auftrag des Deutschen Reiches für die Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 im Stil der Neorenaissance entwarf, seinen neuen Standort gefunden.
Der Raum erinnert an nordfriesische Bauernstuben, wobei Sauermann jedoch Details und vor allem die Größenverhältnisse dem bürgerlichen Repräsentationsbedürfnis seiner Zeit angepasst hat. Er verquickte hier Elemente der regionalen Volkskunst mit denen der nationalen Hochkunst. Sauermann, der schon für die Weltausstellung im Jahr 1893 in Chicago ein "Holsteinisches Zimmer" gearbeitet hatte, wurde in Paris für sein Prunkzimmer mit Goldmedaillen ausgezeichnet. Es zeigte sich aber deutlich, dass die Zeit des Historismus zu Ende war, denn in Paris triumphierte um 1900 bereits der Jugendstil. Die besondere Atmosphäre des "Pariser Zimmers" wird heute auch für standesamtliche Trauungen genutzt.